Nach dem Buch ist vor dem Buch. Uns war früh klar, dass 60 Stichworte zu Wilhelm Wagenfeld nur ein Anfang ist. Allein die Material- und Ideenfülle geben Mut zum Weitermachen.
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Wir sind unterwegs. Und wenn Sie mögen, können Sie uns begleiten. Unregelmäßig berichten wir, was - wie wir denken – interessant war.
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Thonet
Thonet – Bauhaus – Wagenfeld
War Thonet nicht deutlich früher?
Klar, vieles fängt nicht bei einem theoretischen Nullpunkt an. Als Wagenfeld 1923 zum Bauhaus kam, war das es nicht neu. Beispielhaft plante Gropius 1911 in Alfeld (Leine) das Fagus-Werk. Das Bauhaus entwickelte sich langsam aus verschiedenen Vorläuferströmungen. In unserem Buch „nützlich + schön = gut“ gehen wir beispielhaft auf eine Person ein: Adolf Loos und seine Schrift „Ornament und Verbrechen“ von 1908. Um 1900 designte er für den Thonet-Mitbewerber Kohn Möbel.
Ein Vordenker für die Produktionsideen des Bauhauses war Michael Thonet. Ab 1819 experimentierte er in seiner Tischlerwerkstatt in Boppard am Rhein mit Verfahren, Holz - durch Biegen - in seiner gewachsenen Form zu verändern.
Die für diesen Vorgang benötigten Werkzeuge ließen sich immer wieder neu nutzen. Es war der Anfang zur Serienproduktion von Stühlen. Hinzu kam, dass sie ausgesprochen materialarm und deshalb leicht waren. Besonders beim Transport ein weiterer Vorteil. Die Möbel bestachen durch ihre Schlichtheit oder durch gezielt eingesetzte Designelemente, die sich in das Gesamtkonzept einfügen mussten.
Was war anders und weshalb ist Thonet nicht der Urvater des Bauhauses? Wie so oft: die Welt ist ungerecht. Thonet und Gropius unterschied, dass der erste ein genialer Tischler und Vermarkter, aber kein Design-Theoretiker war. Er stellte seine Sitz- und später anderen Möbel nicht in den theoretischen Überbau und Zusammenhang. Thonet wollte preiswerte in Serie zu produzierende Stühle bauen. Gropius wollte eine neue Stilrichtung schaffen, die auf die meisten Objekte – von der Fabrikhalle bis zum Eierbecher – anwendbar ist.
Es trifft sich. Wir sind gerne in Boppard am Rhein. Hier fing für Thonet alles an. Ein Sohn der Stadt, wie man so sagt. Er war am 2. Juli 1796 dort geboren. Der Vater war Gerber und Tischler. Wie damals üblich, wurde der Sohn auch Tischler. Er übernahm die Werkstatt des Vaters. Seine Entwicklungsideen kosteten viel Geld. Er hatte es nicht und konnte es im bescheidenen Mittelrheintal nicht auftreiben. Der Zufall führte ihn mit dem österreichischen Kanzler Metternich zusammen. Dem gefielen die neuen Möbel und er warb Thonet nach Wien ab. Damit begann die Erfolgsgeschichte. Sie dauert bis heute an.
Ach so, das Bauhaus.
Die Thonet-Erben führten das Geschäft erfolgreich weiter. Ende der 1920 nahmen sie neben dem Holz das Stahlrohr als weitere Produktlinie auf. Der bekannte Freischwinger-Stuhl, von den Bauhäuslern Stamm, Mies van der Rohe und Breuer erdacht und weiterentwickelt, wurde ab 1928 bei Thonet gebaut.
Ach so, Boppard.
Im Museum der Stadt Boppard – in der alten Kurfürstlichen Burg - stehen sie übersichtlich aufgereiht, die Stühle und weiteren Möbel aus der Ideenschmiede Thonet.
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Vom Hauptbahnhof erreichen sie das Museum:
Gegenüber - der Bahnhofstraße bis zum Rhein folgen, dort dann rechts abbiegen. Das Museum – in der Kurfürstlichen Burg - steht hinter der Fähre auf der rechten Seite.
Es sind zu Fuß ungefähr 700 Meter.
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Museum der Stadt Boppard
